Donnerstag, 9. Mai 2013

Schmitt: Zaun drumherum und Licht aus

Der künftige Kanzler hat klare Vorstellungen zur Zukunft des Harz

 

Manchmal wird aus einer kleiner Mitteilung ein gutes Interview. Anfang April bekam ich Nachricht vom Rowohlt-Verlag, dass demnächst "Mein Wahlkampf" erscheint, der Autor auf Lesereise sei und es die Möglichkeit gäbe, Interviews zu führen.

Oliver Maria Schmitt ist "last Punk on stage" und der einzige Satiriker, der jemals persönlich von einem Papst vor den Kadi gezerrt wurde.  Gelegentlich wagt der Herausgeber des Satiremagazins Titanic und Ehrenvorsitzender der Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (PARTEI) einen Ausflug in den Betrieb, der sich Politik nennt. In diesem Jahr möchte er Bundeskanzler werden. 

Den Interviewtermin zu bekommen, war dann schon etwas umständlich. Erst schickte mir die Dame vom Verlag die Kontaktdaten und die Zusicherung, dass wir den Termin selbst finden sollten. Als der künftige Kanzler und ich dann einen Termin vereinbart hatten, meldete sich die Dame vom Verlag noch einmal Im Interview und vermeldete, dass sich OMS bei mir melden werde. Das tat er dann doch nicht, als rief ich an, er zurück und im vierten oder Anlauf klappte es dann. Wir sprachen er über seine Programm, seine Chancen und seine Planungen für den Harz. Denn der Mann, der Joseph Ratziner erzürnt hatte, hatte sich gewissentlich auf das Interview vorbereitet. Das Gespräch fand im Mai 2013 statt.

Oliver Maria Schmitt ist der nächste
Bundeskanzler. Foto: Verlag
Die Niederlande haben mit ihrem neuen König auch eine neue Hymne bekommen. Steht uns ähnliches bevor, wenn Sie die Bundestagswahl gewinnen?

Natürlich gibt es dann eine neue Hymne. Sollte ich die nicht selbst singen können, dann werde ich einen Künstler casten, der besser aussieht als ich und besser singt als Helmut Kohl und Willy Brandt damals vor dem Brandenburger Tor. Das habe ich mit Dieter Bohlen bereits klar gemacht. Sollte auch das nicht klappen, dann werden wir einfach den Mitschnitt jenes denkwürdigen Ereignisses aus dem November 1989 remixen.

Aber muss zum neuen Herrscher denn unbedingt ein neues Lied kommen?

Doch, muss es und es ist auch wichtig für die Wiedertrennung. Das ist unsere wichtigste Forderung, gewissermaßen das Alleinstellungsmerkmal der PARTEI, die Wiederherstellung der deutschen Teilung, die Abtrennung der SBZ.

MIt dieser Forderung kann man in Deutschland punkten?

Doch, wirklich, vor allem in den heruntergewirtschaftete Randgebieten Westdeutschland und vor allem in den neuen Bundesländer. Dort wohnen viele, die wissen, dass der Osten seine besten Zeiten schon hinter sich hat. Für die ist die Wiedertrennung der schnellste Weg zu altem Glanzund Gloria.

Zur Zeit sind Sie mit  “Mein Wahlkampf” unterwegs auf Lesereise. Laufen Sei nicht Gefahr, im Osten verprügelt zu werden?

Diese Woche fahre ich noch nach Frankfurt an der Oder und dort werde ich sicher mit offenen Armen aufgenommen. Glauben sie mir, dort ist die Zustimmung zu unseren Programm größer als im Westen. Nach der Wahl werden wir dann sehen, wo unsere neuen Hochburgen liegen. Also,wir gesagt, unser wichtigster Punkt lautet: wir ziehen die  Mauer wieder hoch. und dann werden wir besonders in den westdeutschen Randgebieten überzeugen, wie auch im Harz.

Sie kennen die Problematik im Harz?

Ja natürlich, wir haben auch bereits einen Plan für die Zukunft des Harz ausgearbeitet.

Können Sie uns ein paar Punkte dieses Plans verraten?

Ja, kein Problem. Der Harz wird ein geschlossenes Gebiet, wir ziehen ein Zaum drumherum, tagsüber lassen wir die Touristen rein, abends müssen alle wieder raus und nachts schalten wir dann das Licht aus, um die Tiere nicht zu stören.

Herr Schmitt, durch den Wahlkampf in Frankfurt sind Sie im letzten Jahr vom Menschen zum Politiker geworden. Welche Daseinsform haben Sie gerade?

Wenn ich nicht Kanzler werde, dann werde ich  hart daran arbeiten, wieder ein Mensch zu werden. Ich werde einen Weg für den Ausstieg aus der Welt der Politik suchen, die einzige wirklich gelungene Wiedereingliederung in der Bundesrepublik schaffen und damit ein Beispiel geben für den Ausgleich zwischen Mensch und Politiker.

Aber Sie sind ja noch Politiker. Wo stehen Sie damit? Gehen Sie vorweg? Stehen Sie über den Dingen oder hintenan?

Nein, ich bin mittendrin und fest verankert in den Herzen meiner Wähler. Ich mache ja auch einen stark emotionaliserten Wahlkampf, denn ich weiß: Inhalte schwächen nur. Auch mein Claim ‘Ich brauch den Job’ ist sehr gefühlsbetont, da wird nicht rumargumentiert, sondern hart gefordert. Das ergreift die Menschen, da gehen sie mit.
Vielen wissen auch, dass es eine win-win-Situation geben wird, wenn ich erst mal Kanzler bin. Dann bin ich weg von der Straße und liege niemanden mehr auf der Tasche.

Aber damit können Sie die Konkurrenten doch nicht ausstechen?

Doch, doch. Sehen Sie, Peer Steinbrück ist schon auf dem richtigen Weg, das kann man als Satiriker kaum überbieten. Ich gehe davon aus, dass die SPD eine Woche vor der Wahl eine Mitgliederbefragungmachen wird. Dabei stellt sich heraus, dass niemand den Steinbrück mag. Also wird die SPD eine Wahlempfehlung für mich abgebenund zu kommt es zum überraschenden Wahlsieg. Überigens, das können Sie alles in meinem Buch nachlesen.

Was macht Sie so sicher?

Die Mathematik und meine beiden polnischen Billigberater. Als ich vor 22 Jahren in Heilbronn kandidiert haben, bin ich auf 0,2% gekommen, letztes Jahr schon auf 1,8 Prozent. Das ist eine achthundertfache Steigerung. Die Gesetze der Mathematik besagen eindeutig: spätestens nach 1,5 Wahlen habe ich die absolute Mehrheit. Da kann ich ganz emotionslos sagen: Ich bin der zukünftige Kanzler

Verraten Sie uns die Namen der zukünftigen Minister?

Ja, kann ich, werde ich aber nicht. Es gibt ein Schattenkabinett und bei der Zusammensetzung habe ich mich von der CSU beraten lassen. Doch ich gehe einen Schritt weiter. Statt Vetterwirtschaft wird es bei mir SChwestern- und Brüderwirtschaft geben.

Können Sie auch Eckpunkte ihrer Politik nennen?

Das kann ich. Wer nichts tut, der macht auch keine Fehler. Also werde ich der erste Kanzler sein, der durch Untätigkeit seine Wiederwahl sichern wird.

Laden Sie uns zur Wahlparty ein?

Ich weiß noch nicht, bei welchem meiner Sponsoren ich den Wahlsieg auf dessen Kosten feiern werde. Vielleicht mit Carsten Maschmeyer auf Mallorca oder mit Uli Hoeneß in München. Aber eins ist klar,Sie kommen nicht rein.

Ich danke Ihnen für das Gespräch.


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