Dienstag, 19. März 2013

Poschwatta: Wir brauchen Künstler und keine Interpreten

Ein Bandcontest kann ein Weg sein



Dennis Poschwatta zu Bandcontest und zu Casting-Shows



Das erste Mal habe ich die Guano Apes gehört, da waren sie noch zu dritt und hießen Rostfrei. Auch beim ersten Guano-Gig im legendären Nest in Moringen war ich, aber nur ganz kurz. Das letzte Mal habe ich die Apes auf dem Rock für Amnesty ind Sudheim gesehen, das muss Anfang '95 gewesen sein. 1996 gewannen Dennis Poschwatta, Henning Rümenapp und die anderen den Bandcontest “Local Heroes”, der Rest ist Rockgeschichte.
Als ich im Februar las, dass Dennis Poschwatta die Patenschaft für "Local Heroes 2013" übernimmt, war mir klar: den muss du wieder vor den Schreibblock kriegen. Einen Termin bekommen war ganz unkompliziert, den Termin finden schon etwas schwer, am schwierigsten war es, das Katzbach-Studio zu finden. Aber auch das gelang mir. Das Interwivew hatte etwas vom Wiedersehen nach langer Zeit und verlief in sehr entspannter Atmosphäre. Weil wir auch noch gemeinsame Beakannte haben, musste ich schon aufpassen, das die professionelle Distanz nicht verloren geht, trotz oder vielleicht gerade wegen des anfänglich vereinbarten Dus. So sprachen wir abseits des eigentlichen Thema unter andeerem über Alterserscheinungen.  Das Gespräch fand im Februar statt.


Dennis, warum hast du dich in die Jury gesetzt? Hast du nicht anderes zu tun?


Das Rockbüro hat gefragt, ob ich die Patenschaft übernehme. Ohne es hochtrabend zu formulieren, aber für die gute Sache gebe ich mich gerne her. Ich will junge Leute heranführen, sich zu bewerben, und ich will für die Auftrittsmöglichkeit “Local Heroes” werben. Denn die Bewerberzahlen sind in den letzten Jahren doch sehr geschrumpft. Wir sind damals gegen 1.000 andere Bands in Niedersachsen angetreten, im letzten Jahr waren es gerademal 1.200 Bands bundesweit.


Muss es denn als Wettbewerb sein?


Dennis Poschwatta dreht jetzt an den
Knöpfen im Rockbusiness. Foto: Kügler
Contests können ein Weg sein. Musik machen ist wichtig und mal auf die Bühne kommen, das ist sehr wichtig. Wenn der Contest der Weg auf die Bühne ist, dann ist es auch gut.


Du hast gesagt, die Bewerberzahlen gehen deutlich zurück. Warum sollte ich mich bei “Local Heroes” bewerben, wenn Deutschland doch schon den Superstar sucht und findet?


Genau deswegen und da werde ich fast schon politisch. Deutschland braucht keine vermeintlichen Superstars, Deutschland braucht eine vernünftige Basis in der Musik. Wir brauchen keine Interpreten, wir brauchen Künstler und Rockmusiker. Deutschland braucht kreative Köpfe gerade in der Musik. Aber es wird immer schwieriger, damit sein Brot zu verdienen, obwohl der Musikkonsum in den letzten Jahren rasant gestiegen ist.
Aber es ist eben ein sehr einseitiger Konsum und ich frage mich immer öfter: Haben wir in Deutschland nur diesen Scheiß von Interpreten? Zwei Wochen nach dem Release interessiert sich sowieso keiner mehr dafür, weil dann schon die nächste Staffel läuft. Das ist doch das Groteske daran. Die Macher wollen doch keine Superstars, die wollen Interpreten haben, um ihre TV-Formate zu füllen. Da wird nichts gefördert.


Aber Wettbewerb ist doch Wettbewerb, oder nicht?


Nein, “Local Heroes” gibt Bands echte Chancen und erste Auftrittsmöglichkeiten. Denn es gibt für Newcomer immer weniger Möglichkeiten, aufzutreten. Viele Läden haben dichtgemacht, auch in Göttingen, während das zahlende Publikum nur noch zu den großen Events geht, auch wenn die Karte 80 Euro und mehr kostet.Die Leute wissen, was sie erwaret, was ihnen geboten wird und sie haben das Gefühl, sie können mitreden. Davon haben aber die Newcomer nichts.
Ich will nicht die guten alten Zeiten beschwören, aber früher gab es eine andere Mentalität. Als wir anfingen, spielten allein in Moringen sieben Bands. Ich bin im Moringer Jugendzentrum groß geworden und unser Stadtjugendpfleger hat alles drangesetzt, um Rockmusik zu fördern. Es gab jeden Monat ein Konzert und es waren bis zu 150 Leute da. Es war eine Institution, dass dort Livemusik präsentiert wird.
Heute geht man nicht mehr raus, da guckt man sich lieber einen Schrott wie DSDS und läßt sich lieber stumpfsinning unterhalten statt sich mit Musik auseinanderzusetzen. Aber mit Bands muss mann dass


Gewinnen kann nur eine Band. Was bringt der Wettbewerb allen anderen?


Also, die Teilnahme lohnt sich auf alle Fälle, denn man hat eine Auftrittsmöglichkeit, die man sonst nicht bekommt, eben auch im Haus der Jugend in Osterode. Denn Musiker gehören nach meiner Meinung auf die Bühne, Künstler brauchen ihr Publikum. Ich persönlich möchte mein Publikum mit auf eine Reise nehmen, Musik machen und Leute zum Tanen zu bringen, das ist eine besondere Form der Kommunikation, das ist meine Art der Kommunikation. Trotzdem akzeptiere ich es, wenn jemand im stillen Kämmerlein glücklich ist.
Der Local Heroes wird seit Jahren von der Musikindustrie bbeobachtet und gescoutet. Alle haben also die Chance, mit den Entscheidern im Business in Kontakt zu kommen.


Kannst du noch ein Geheimnis lüften? Was habe ich mir unter Bandcoaching vorzustellen?


Für das Bandcoaching muss ich erst mal offen sein für Verbesserungen. Erfahrene Leute sowie ich zum Beispiel, geben den Newcomern Einblicke in die Abläufe im das Rockgeschäft. Die können sich dann auf das Wesentliche konzentrieren. Uns hat das damals sehr viel gebracht, vielleicht mehr als die Plattenaufnahmen. Ich war schon immer offen für Tipps und Anregungen und habe viele Workshop besucht, bevor unsere Karriere startete. Ich denke, ohne dies wäre es bei uns auch nicht so gut gelaufen.


War der Erfolg der Guano Apes vom Gewinn des Contest abhängig. Hätte es ohne Local Heroes keine Karriere gegeben?


Der Sieg war schon wie ein Sechser im Lotto, aber er hat die Sache nur  beschleunigt. Wir hatten damals solch eine Energie, wir wollten das einfach, das stimmte die Chemie. Ich bin mir sicher, wir hätten auch so alles erreicht, was wir erreicht haben, es hätte nur länger gedauert.


Nach soviel Nachwuchsarbeit noch ein Frage zu den Etablierten: Was haben die Guano Apes noch vor?


Wir waren gerade fünf Tage zusammen in St. Andreasberg. Es war schön, sich mal wieder zu sehen und zu quatschen. Wir haben uns auch mit dem Songwriting beschäftigt und wenn alles klar geht, kommt im Herbst eine neue gemeinsame CD auf den Markt.


Ihr spielt die Musik: local heroes




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen