Samstag, 23. März 2013

Huismann: Das Modell des WWF in seinem Markenkern getroffen

Niemand kann den Panda stoppen

 Der Journalist und Regisseur Wilfried Huismann zum Medienverständnis des WWF



Wilfried Huismann ist der Mann, der den Panda gezähmt. Im Juni 2011 kam seine Dokumentation “Der Pakt mit dem Panda: Was uns der WWF verschweigt” in die Kinos und in das Programm der ARD. Die Resonanz war groß und der World Wide Fund For Nature (WWF) versuchte, die Ausstrahlung am 22. Juni mit sechs Unterlassungsklagen zu verhindern. Im April 2012 fasste Wilfried Huismann seine Recherchen zum Umweltriesen WWF im”Schwarzbuch WWF - Dunkle Geschäfte im Zeichen des Pandas” zusammen. Und schon wieder hatte er den Anwalt des WWFs im Nacken, einen Herrn aus Berlin, den auch ich unagenehm in Erinnerung habe.
Der Panda überzog nicht nur den Verlag und den Autor mit Anwaltsschreiben, sondern drohte auch den Grossisten und den Buchhandlungen. Im Mai 2012, auf den Höhepunkt der Auseinandersetzungen, sprach ich mit dem Autor und dreifachen Grimme-Preisträger. Wilfried Huismann ans Telefon zu bekommen war erstaunlich einfach und so unterhielten wir uns im April 2012 mehrfach über den WWF, seine Geschäftspraktiken und die Abmahnungen, die täglich ins Haus flatterten.


                  
Herr Huismann, ihr Film „Der Pakt mit dem Panda“ wurde aus der Mediathek des WDR genommen, ihr „Schwarzbuch WWF“ ist derzeit nur im Direktvertrieb beim Verlag zu bekommen. Haben sie sich mit den falschen Leuten angelegt?


Es war mir klar, dass ich es mit einem starken und aggressiven Gegner zu tun habe. Wenn man den Konzern des Pandas in seinem Kern angreift, dann wird der Panda sehr böse. Wie der WWF mit unbequemen Gegner umgeht, zeigt das Beispiel Kevin Dowling. Bei Recherchen für einem weiteren Film über den WWF stieß er 1992 auf eine Söldnertruppe im Dienste des Panda. Offiziell sollte diese Truppe Wilderer bekämpfen, dazu wurden auch Kinder ausgebildet. Diese Söldner haben auch im Sinne des Apartheid-Regimes in die innenpolitischen Auseinandersetzungen eingegriffen. Auf Druck des WWFs ist dieser Film nie gesendet worden. Der Beitrag hat noch nicht einmal den Rohschnitt überstanden und verschwand in den Archiven. Kevin Dowling kam nie weider auf die Beine und durfte nie wieder für einen britischen Sender arbeiten. Zuletzt verdiente er sein Geld bei einer Provinzzeitung. Über den niederländischen Anwalt Wilgers habe ich Zugriffe bekommen auf einen Teil seines Materials. Aber ich bin auch sicher, dass der Film bald wieder bei denÖffentlich-Rechtlichen zu sehen sein wird.


Wilfried Huismann hat die schöne heile
Welt empfindlich gestört. Foto: Verlag
Aber momentan stehen Sie doch arg unter Druck. Droht ihnen das gleiche Schicksal wie Kevin Dowling?


Ich habe jeden Tag Post vom Rechtsanwalt des WWF im Briefkasten. Immer wieder werde ich mit Drohungen konfrontiert. Aktuell gibt es fünf einstweilige Verfügungen und eine ganze Reihe von Anträge. Meist geht es dabei um einzelne Sätze im Film. Obwohl der WWF so tut, als sei die Angelegenheit klar, gibt es keine endgültige Entscheidung eines deutschen Gerichts. Immerhin hat der WDR Widerspruch gegen die einstweiligen Verfügungen eingelegt. Ich bin sicher, dass der Film wieder in die Mediathek eingestellt wird, wenn der Rechtsstreit beendet ist.
Außerdem ist „Der Pakt mit dem Panda“ mittlerweile 14 mal gesendet wurde und es gibt auch eine internationale Fassung. Mit dieser internationalen Fassung stehen wir nächste Woche beim Fernsehfestival in Monaco in 2 Kategorien im Finale. Auch der Versuch, das Buch aus dem Markt zu boxen, wird nach hinten los gehen. Je größer das Getöse des WWF ist, desto mehr wollen die Leser erfahren, wie man die Welt vor dem Zugriff der Agrarindustrie retten kann.


Warum ist der Panda so böse auf Sie?


Weil ich das Geschäftsmodell des WWF in seinen Kern angreifen. Weil ich die Verflechtung der Umweltorganisationen mit den großen Konzernen deutlich mache und auch die Folgen für die betroffenen Länder. Es ist schon ein Hohn wenn sich der Coca-Cola-Konzern ein grünes Image gibt, weil er mit dem WWF kooperiert. Coca Cola ist nicht nur ein riesiger Verbraucher von Trinkwasser, Der Konzern sorgt auch dafür, dass die Zähne der Kinder in den Schwellenländern so schlecht sind. Die 20 Millionen Dollar, die der WWF für die Beratungstätigkeit erhält, ist für Coca Cola ein Klacks, aber für den WWF schon eine einträgliche Summe. Das ist das Geschäftsmodell des WWFs, denn Kooperationsverträge gibt es auch mit anderen Konzernen, wie Monsanto.


Die Kunst der PR hat bei uns im Westen dafür gesorgt, dass der WWF für eine schöne heile Welt steht. Vielleicht kommt dies auch einem menschlichen Bedürfnis entgegen. Auf der Südhalbkugel ist das Bild des WWF ein völlig anderes. Mit dem Einverständnis des Panda werden hier Wälder gerodet, um Palmöl als sogenannte Bioenergie zu gewinnen. Doch in den Wälder, die gerodet werden leben Menschen und Tiere, die vertrieben werden. Deswegen spricht man im Süden vom Öko-Imperialismus und solange unser Energiehunger bleibt, wird sich dieser Kreislauf auch drehen.


Durch die Kooperation bleibt der WWF mit den Konzernen im Dialog und verändert die Sichtweise der Unternehmen. Können Sie diese Argumentation nicht teilen?


Ich sehe keinen Erfolg der Umarmungspolitik. In Sachen Umwelt gibt es nur dort Erfolge, wo es einen stetigen und gut organisierten Widerstand gibt. Das zeigt unter anderem die deutsche Anti-AKW-Bewegung.


Wer kann den Panda stoppen?


Kein Mensch, zumindest kenne ich keinen. Das Geschäftsmodell des WWF ist zu einträglich. Wir Journalisten können nur versuchen, Einfluss zu nehmen. Ich haben keinen anderen Vorschlag. Auch innerhalb des WWF gibt es Aktivisten, die die Rolle der Organisation selbst kritisch sehen. Aber noch machen die nicht öffentlich den Mund auf.



Nachtrag: Im Juli 2012 schlossen  Autor und Verlag auf der einen und der WWF auf der anderen Seite einen außergerichtlichen Vergleich. Also fragte ich noch einmal nach beim Kollegen.

Herr Huismann, das "Schwarzbuch WWF" wird in der kommenden Auflage in 21 Passagen geändert. Mussten Sie Rückzieher machen?



Nein, die Kernaussagen des Buches bleiben voll und ganz erhalten. In einigen Detailfragen ist die Sichtweise des WWF mit eingegangen, aber zurückgenommen habe ich die Kritik nicht. Das ergibt auch ein Textvergleich. Zudem betreffen diese Änderungen nur die kommenden Auflage. Die erste und zweite Auflage darf in unveränderter Form weiter vertrieben werden. Der WWF hatte ja schon vor dem Erscheinen des Buches versucht, Einfluss auszuüben. Ohen rechtliche Verpflichtung waren wir zu mehr Anpassungen und Klarstellungen bereit und nun  haben wir eine Fassung, die für beide Seiten vertretbar ist.

Das Buch 


Der Autor

Nachtrag II: Der Film "Der Pakt mit dem Panda- was uns der WWF verschweigt" kann in der Langfassung von 43 Minuten wieder gesendet werden. Die Einstweiligen Verfügungen vom 16. Mai 2012 sind am 26. September 2012 vom Landgericht Köln "in vollem Umfang aufgehoben" worden.

Dienstag, 19. März 2013

Poschwatta: Wir brauchen Künstler und keine Interpreten

Ein Bandcontest kann ein Weg sein



Dennis Poschwatta zu Bandcontest und zu Casting-Shows



Das erste Mal habe ich die Guano Apes gehört, da waren sie noch zu dritt und hießen Rostfrei. Auch beim ersten Guano-Gig im legendären Nest in Moringen war ich, aber nur ganz kurz. Das letzte Mal habe ich die Apes auf dem Rock für Amnesty ind Sudheim gesehen, das muss Anfang '95 gewesen sein. 1996 gewannen Dennis Poschwatta, Henning Rümenapp und die anderen den Bandcontest “Local Heroes”, der Rest ist Rockgeschichte.
Als ich im Februar las, dass Dennis Poschwatta die Patenschaft für "Local Heroes 2013" übernimmt, war mir klar: den muss du wieder vor den Schreibblock kriegen. Einen Termin bekommen war ganz unkompliziert, den Termin finden schon etwas schwer, am schwierigsten war es, das Katzbach-Studio zu finden. Aber auch das gelang mir. Das Interwivew hatte etwas vom Wiedersehen nach langer Zeit und verlief in sehr entspannter Atmosphäre. Weil wir auch noch gemeinsame Beakannte haben, musste ich schon aufpassen, das die professionelle Distanz nicht verloren geht, trotz oder vielleicht gerade wegen des anfänglich vereinbarten Dus. So sprachen wir abseits des eigentlichen Thema unter andeerem über Alterserscheinungen.  Das Gespräch fand im Februar statt.


Dennis, warum hast du dich in die Jury gesetzt? Hast du nicht anderes zu tun?


Das Rockbüro hat gefragt, ob ich die Patenschaft übernehme. Ohne es hochtrabend zu formulieren, aber für die gute Sache gebe ich mich gerne her. Ich will junge Leute heranführen, sich zu bewerben, und ich will für die Auftrittsmöglichkeit “Local Heroes” werben. Denn die Bewerberzahlen sind in den letzten Jahren doch sehr geschrumpft. Wir sind damals gegen 1.000 andere Bands in Niedersachsen angetreten, im letzten Jahr waren es gerademal 1.200 Bands bundesweit.


Muss es denn als Wettbewerb sein?


Dennis Poschwatta dreht jetzt an den
Knöpfen im Rockbusiness. Foto: Kügler
Contests können ein Weg sein. Musik machen ist wichtig und mal auf die Bühne kommen, das ist sehr wichtig. Wenn der Contest der Weg auf die Bühne ist, dann ist es auch gut.


Du hast gesagt, die Bewerberzahlen gehen deutlich zurück. Warum sollte ich mich bei “Local Heroes” bewerben, wenn Deutschland doch schon den Superstar sucht und findet?


Genau deswegen und da werde ich fast schon politisch. Deutschland braucht keine vermeintlichen Superstars, Deutschland braucht eine vernünftige Basis in der Musik. Wir brauchen keine Interpreten, wir brauchen Künstler und Rockmusiker. Deutschland braucht kreative Köpfe gerade in der Musik. Aber es wird immer schwieriger, damit sein Brot zu verdienen, obwohl der Musikkonsum in den letzten Jahren rasant gestiegen ist.
Aber es ist eben ein sehr einseitiger Konsum und ich frage mich immer öfter: Haben wir in Deutschland nur diesen Scheiß von Interpreten? Zwei Wochen nach dem Release interessiert sich sowieso keiner mehr dafür, weil dann schon die nächste Staffel läuft. Das ist doch das Groteske daran. Die Macher wollen doch keine Superstars, die wollen Interpreten haben, um ihre TV-Formate zu füllen. Da wird nichts gefördert.


Aber Wettbewerb ist doch Wettbewerb, oder nicht?


Nein, “Local Heroes” gibt Bands echte Chancen und erste Auftrittsmöglichkeiten. Denn es gibt für Newcomer immer weniger Möglichkeiten, aufzutreten. Viele Läden haben dichtgemacht, auch in Göttingen, während das zahlende Publikum nur noch zu den großen Events geht, auch wenn die Karte 80 Euro und mehr kostet.Die Leute wissen, was sie erwaret, was ihnen geboten wird und sie haben das Gefühl, sie können mitreden. Davon haben aber die Newcomer nichts.
Ich will nicht die guten alten Zeiten beschwören, aber früher gab es eine andere Mentalität. Als wir anfingen, spielten allein in Moringen sieben Bands. Ich bin im Moringer Jugendzentrum groß geworden und unser Stadtjugendpfleger hat alles drangesetzt, um Rockmusik zu fördern. Es gab jeden Monat ein Konzert und es waren bis zu 150 Leute da. Es war eine Institution, dass dort Livemusik präsentiert wird.
Heute geht man nicht mehr raus, da guckt man sich lieber einen Schrott wie DSDS und läßt sich lieber stumpfsinning unterhalten statt sich mit Musik auseinanderzusetzen. Aber mit Bands muss mann dass


Gewinnen kann nur eine Band. Was bringt der Wettbewerb allen anderen?


Also, die Teilnahme lohnt sich auf alle Fälle, denn man hat eine Auftrittsmöglichkeit, die man sonst nicht bekommt, eben auch im Haus der Jugend in Osterode. Denn Musiker gehören nach meiner Meinung auf die Bühne, Künstler brauchen ihr Publikum. Ich persönlich möchte mein Publikum mit auf eine Reise nehmen, Musik machen und Leute zum Tanen zu bringen, das ist eine besondere Form der Kommunikation, das ist meine Art der Kommunikation. Trotzdem akzeptiere ich es, wenn jemand im stillen Kämmerlein glücklich ist.
Der Local Heroes wird seit Jahren von der Musikindustrie bbeobachtet und gescoutet. Alle haben also die Chance, mit den Entscheidern im Business in Kontakt zu kommen.


Kannst du noch ein Geheimnis lüften? Was habe ich mir unter Bandcoaching vorzustellen?


Für das Bandcoaching muss ich erst mal offen sein für Verbesserungen. Erfahrene Leute sowie ich zum Beispiel, geben den Newcomern Einblicke in die Abläufe im das Rockgeschäft. Die können sich dann auf das Wesentliche konzentrieren. Uns hat das damals sehr viel gebracht, vielleicht mehr als die Plattenaufnahmen. Ich war schon immer offen für Tipps und Anregungen und habe viele Workshop besucht, bevor unsere Karriere startete. Ich denke, ohne dies wäre es bei uns auch nicht so gut gelaufen.


War der Erfolg der Guano Apes vom Gewinn des Contest abhängig. Hätte es ohne Local Heroes keine Karriere gegeben?


Der Sieg war schon wie ein Sechser im Lotto, aber er hat die Sache nur  beschleunigt. Wir hatten damals solch eine Energie, wir wollten das einfach, das stimmte die Chemie. Ich bin mir sicher, wir hätten auch so alles erreicht, was wir erreicht haben, es hätte nur länger gedauert.


Nach soviel Nachwuchsarbeit noch ein Frage zu den Etablierten: Was haben die Guano Apes noch vor?


Wir waren gerade fünf Tage zusammen in St. Andreasberg. Es war schön, sich mal wieder zu sehen und zu quatschen. Wir haben uns auch mit dem Songwriting beschäftigt und wenn alles klar geht, kommt im Herbst eine neue gemeinsame CD auf den Markt.


Ihr spielt die Musik: local heroes




Mittwoch, 6. März 2013

Wischmeyer: Die Welt muss nicht verbessert werden

Es gibt nur noch zwei aufrechte Recken

Diemar Wischmeyer im Interview zu Irrglauben, Scheinheiligkeiten, und Gewerkschafter

Ich hätte nicht gedacht, dass ich innerhalb von fünf Monaten zum zweiten Mal die Chance bekomme, Dietmar Wischmeyer zu interviewen. Als er mit seinem aktuellen Programm "deutsche helden" auf Tour gegangen ist, habe ich es trotzdem versucht, mit Erfolg und ohne Groll wegen der Verunglimpfung des Südharzes im letzten.
 Wer einen Abend mit Wischmeyer verbringt,der braucht einen stabilen Magen. Im Interview ist er dagegen sachlich, im Maßen, und nur Anfänger versuchen im Gespräch mit einem Komiker besonders witzig zu sein.Das Interview fand im Februar 2013 statt.
 


Dietmar Wischmeyer sagt ungehemmt,
wo es lang geht. Foto: Kügler
Herr Wischmeyer, im Herbst waren Sie auf Altherrensommer, jetzt im Frühjahr sind sie mit den deutschen Helden unterwegs und zwischendurch haben Sie noch ein Buch veröffentlicht. Halten Sie es zu Hause nicht aus?  

Wir haben es hier mit einer Tätigkeitsbeschreibung zu tun, die im Zeitalter der Vorruhestandsregelungen und anderer gepimpter Kaputtschreibungen womöglich etwas befremdlich erscheint – schlimm genug!

Bisher haben Sie sich um Alltagserscheinungen gekümmert, nun haben Sie sich mit Oliver Welke die Prominenten vorgenommen. Warum?  

Weil sie´s verdient haben, manche haben sogar durch ihr Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit regelrecht darum gebettelt.

Der Herr Bsirske landete gleich auf dem Titel. Was hat der ehrenwerte Gewerkschafter ihnen getan? Oder geht es nur um die schöne Reihung von Konsonanten?  

Wer war jetzt nochmal in dieser Frage „der ehrenwerte Gewerkschafter“? Aber im Ernst, Angla Mrkl oder Hrst Sehfr hätten auch gepasst.

In ihrem neuen Buch wimmelt es nur von Scheinheiligkeiten. Gibt es keine Aufrechten mehr unter den Recken im alltäglichen deutschen Medienkrieg?  

Doch Olli Welke und mich!

Der eine oder andere Promi ist Ihnen bestimmt schon über den Weg gelaufen.  Hat Ihnen noch keiner Prügel angedroht?  

Die Street Credibility der Prominiden wird überschätzt, außerdem sind wir doch wahre Kuschel-Zyniker gegenüber dem, was in den Garderoben über die Kollegen stickum hergezogen wird.  

Im März feiert das Frühstyxradio seinen 25. Geburtstag. Also kommt die unvermeidlich Frage: Was würden Sie heute anders machen?  

Früher anfangen, da wäre das schon vorbei. Sonst noch Fragen? Isernhagen!

25 Jahre Frühstyxradio heißt auch 25 Jahre "Kleiner Tierfreund". Welche Spezies haben Sie noch nicht beschrieben?  

Die Brillenschlange und die Herbstzahnlose, den Schlandwurm und den Afterbohrer – um nur die wichtigsten zu nennen.

Zum Schluss eine Frage mit Bescheidenheitsfaktor: Hat das Frühstyxradio die Welt verbessert? Oder wenigstens den Humor in Deutschland verändert?

Die Welt muß – im Gegensatz zu einer weitverbreiteten Meinung – gar nicht mehr verbessert werden, denn mit der Gründung des Frühstyxradios ist der letzte Baustein zur absoluten Perfektion eingefügt worden.  


Herr Wischmeyer, ich danke Ihnen für die aufschlussreichen Antworten


Tourtermine 




Hörproben des Frühstyxradio

Sonntag, 3. März 2013

Quisthoudt-Rowohl: „Wir brauchen mehr Optimismus“

Die Abgeordneten Godelieve Quisthoudt-Rowohl und Regina Seeringer im Interview

Darauf war ich nicht gefasst. Verabredet war ein Interview mit der Europaabgeordneten Godelieve Quisthoudt-Rowohl (GQR). Wir wollten uns über den neuen Förderzyklus ab 2014 und  die südniedersächsischen Perspektiven darin unterhalten. Im dritten Anlauf klappt es mit dem Termin im September 2012 und das auch noch in Osterode. Zu uns gesellte sich dann auch noch MdL Regina Seeringer (RS).
Seit 1989 befrage ich Leute für Geld, aber erst im fortgeschrittenen Alter kam ich so zu meinem ersten weiblichen Doppelinterview. Dabei wurde einig Dinge deutlich: alle drei sind wir mit Hildesheim verbunden, es gibt keinen Grund, den Kopf in den Schnee zu stecken und Fördermittel allein reichen nicht, es muss auch Ideen geben.

Frau Quisthoudt-Rowohl, im Jahr 2014 beginnt die neue Förderperiode der Europäischen Union. Was kann die Region aus Brüssel erwarten?

Mein erstes weibliches Doppelinterview mit Quisthoudt-
Rowohl (links) und mit Seeringer. Foto: Kügler
GQR: Einiges, denn wir haben im Ausschuss jetzt gerade eine neue Kombination verschiedener Programm verabschiedet. Zukünftig können wir die Fördermittel den Bedingungen vor Ort besser anpassen. Im Harz bietet sich die Kombination von Mitteln für den ländlichen Raum mit Programmen für die Strukturentwicklung an. Solche Kombinationen haben wir in Niedersachsen schon vor 10 Jahren entwickelt, nun wird es offizielle EU-Politik. Das sehe ich auch als einen persönlichen Erfolg für mich. Ein weiterer Erfolg ist der Verbleib der Mittelvergabe beim Bundesland. Über die Gelder für Niedersachsen wird auch weiterhin in Niedersachsen entschieden. Hier sind die Kenntnisse über die lokalen Erfordernisse besser als in Brüssel, denn dort können nur die Rahmenbedingungen gesetzt werden,

Als ehemalige Grenzregion ist der Harz stark vom Förderungsgefälle betroffen. Was wollen Sie dagegen tun?

GQR: Für die nächste Förderperiode haben wir die Kriterien angepasst und die Auswahl verfeinert. Es wird auch Mittel geben für Regionen, deren Einkommen 75 Prozent oder mehr des durchschnittlichen EU-Bruttoinlandsprodukts beträgt. Hier haben wir drei neue Förderstufen geschaffen.
Mit der sogenannten Depressivität wird ein neues Modell der Förderung geben. Die Vergabe von Mittel wird sich nicht mehr starr an politische Grenzen halten. Stattdessen wird es künftig um eine Kernzone herum eine Reihe von abgestuften Fördergebieten geben.

Was versprechen Sich sich davon?

GQR: In einigen Regionen der EU haben wir damit schon positive Erfahrungen gemacht. Auf jeden Fall wollen wir verhindern, dass Betriebe verlegt werden, nur weil es im Nachbarort Gelder der EU dafür gibt.

Soweit zu den Geldern. Aber wo sind die Themen für die Region?

GQR: Der ländliche Raum bietet auch Chancen, dass müssen wir erst einmal deutlich machen. Konkret denke an vielfältige Zusammenarbeit zum Thema demographischer Wandel. Dieses Problem wird bald Gesamt-Europa treffen und hier in der Region können wir viele Beispiele für einen gelungenen Umgang mit dieser Herausforderung schaffen, Die Anpassung der Wohnumgebung ist dabei nur der Anfang.
Es muss uns gehen, ’Senioren durch Selbsthilfeprojekt ein selbstständiges Leben zu ermöglichen. Er auch darum gehen, die Erfahrungen der und das Können der älteren Generationen zu nutzen. An der Universität Hildesheim gab es dazu ein Projekt, das drei Jahre lang mit großen Erfolg gelaufen ist.

RS: Ja, aber wir brauchen auch eine gesunde Mischung und deshalb müssen wir uns auch Gedanken darüber machen, wie wir die Jungen wieder in die Region bekommen. Da könnte ein verstärktes Angebot an Weiterbildung ein erster Ansatz sein. Schließlich haben junge, qualifizierte Arbeitskräfte hohe Ansprüche an ihr Umfeld.

GQR: Ja, ich denke auch, dass wir im Moment noch nicht kreativ genug sind. Der Blick nach Japan zeigt, dass man mit den demographischen Herausforderungen auch positiv umgehen. Auch wenn sich Dinge wie ein Pflege-Roboter in Europa sicherlich nicht durchsetzen werden, bietet eine alternde Gesellschaft dennoch viele Anknüpfungspunkte für Innovationen. Um noch darauf zurückzukommen. Mit der Kombination unterschiedlicher Programm können wir künftig auch Spitzenforschung in benachteiligten Regionen fördern. Jungen Unternehmen mangelt es oft am Geld. Das europäische Parlament will mit Anschubfinanzierung Synergien von unten ermöglichen und da sehe ich an der TU in Clausthal viele Möglichkeiten. Schließlich wird hier mit einem hohen Praxisbezug geforscht und das ist die beste Voraussetzung.

RS: Wenn es uns gelingt, die Infrastruktur in der Region zu halten, dann bietet der demographische Wandel dem Harz viele Chancen.

Wenn die Chancen so gut stehen, was fehlt uns dann noch zum Erfolg?

GQR: Ich vermisse die Aufbruchstimmung. Stattdessen erlebe ich ständig ein Verhinderungspolitik nach dem St-Floriansprinzip. Nehmen wir als Beispiel die Energiepolitik. Strom lässt sich zukünftig gut verkaufen und Niedersachsen kann zum Energieexporteur werden. Aber dazu müssen wir den Strom auch transportieren. Doch viele Menschen protestieren vehement gegen die nötigen Trassen.
Aber ich trotzdem bin ich zuversichtlich, dass wir den Strukturwandel schaffen werden.

Frau Quisthoudt-Rowohl, Frau Seeringer, ich danke ihnen für das Gespräch.