Freitag, 1. Februar 2013

Wischmeyer: Niedersachsen und Usbekistan sind der härteste Markt der Welt

Dietmar Wischmeyer ist eine Legende, zumindest in Niedersachsen Im September 2012 führte der Altherrensommer ihn zusammen mit Hnas Werner Olm nach Hattorf. Im Vorfeld durfte ich ein Interview machen, ganz unkompliziert musste ich den erster Termin verschieben. Wischmeyer wollte gleich reden, ich war aber nicht vorbereitet. Beim zweiten Telefonat haben wir dann fast eine Stunde lang nett geplaudert. Ich konnte der Versuchung widerstehen, selbst witzig sein zu wollen, was nicht ganz einfach war. Es war nicht ganz einfach, dem Erfinder des Frühstyx-Radios gegenüber nicht in Unterwürfigkeit zu verfallen.
 Wischmeyer verzichtete darauf, den Text gegenzulesen. Natürlich war ich an dem Abend im DGH Hattorf und habe fürchterlich gelacht. Dass Wischmeyer den Auftritt einen Tag später in Veenermoor durch den Kakao gezogen hat, das nehme ich ihm übel. Das werde ich ihm beim nächsten Interview in der kommenden Woche auch noch mal deutlich sagen.

Herr Wischmeyer, im Frühjahr waren Sie mit Hans Werner Olm in Afghanistan. Was hat sie soweit getrieben?

Das lag an persönlichen Verbindungen. Wir waren vor 8 Jahren zur Betreuung im Kosovo. Unser damaliger Verbindungsmann ist nun im Afghanistan, so ist der Auftritt dort zustande gekommen. Unser Aufgabe war die Betreuung der Bundeswehr und wenn es die Jungs es nicht verdient haben zu lachen, wer dann.

Was hat sie an der Reise am meisten beeindruckt?

Die Situation in diesem Land mal ganz ungefiltert zu erleben, die ständige Bedrohung. Selbst die Fahrt vom Flughafen zum Camp haben wir in einem bombenfesten Bus gemacht. Überhaupt kommt man als Zivilist gar nicht aus dem Lager raus und das ist auch ganz gut. Nur völlig Irre machen so etwas, geraten in Gefangenschaft und hinterher darf die Bundesrepublik das Lösegeld zahlen.

Dietmar Wischmeyer beweist Treffsicherheit bei
der Auswahl der Kopfbedeckung. Foto: Kügler
Gibt es noch etwas, was man in Afghanistan nicht machen darf?

Witze über zu Guttenberg sollte man vermeiden. Bei allem Murks, den er hier angerichtet hat, war er der erste, der offen gesagt hat, dass die Bundeswehr in einem Kriegseinsatz ist. Deswegen genießt er in der Truppe immer noch ein hohes Ansehen.

Kosovo, Afghanistan und Hattorf, Herr Wischmeyer, haben sie ein Faible für die Gefahr.

Nein, wirklich nicht, zwischen den beiden Einsätzen lagen 8 Jahre und manchmal ist eine Fahrt auf der A 2 mindestens genau so gefährlich.

Unterwegs sind Sie mit Hans Werner Olm. Was für ein Typ ist er?

Ich arbeite schon viele Jahre mit ihm zusammen und bin immer wieder überrascht. Aber momentan weiß ich nicht, was ihn umtreibt. Früher lebte er nach dem Motto: Alles findet sich auf der Bühne. Aber jetzt bekomme ich ständig Mails und SMS von ihm, mit Ideen und Planungen zum aktuellen Programm. Ich weiß gar nicht, wie das alles umsetzen sollen.

Planung statt Spontanität; ist das ein Altherrenleiden?

Ja, dass kann sein. Hochbetagte Menschen neigen ja dazu alles zu planen. Meine Tante hat zum Beispiel ihre eigene Beerdigung genauestens vorbereitet, von den Gästen über die Lieder bis hin zum Leichenschmaus.

Was erwartet uns in Hattorf?

Es wird eine ganze Reihe von neuen Sachen geben. Wir wollten einige Sachen aus dem Afghanistan-Programm übernehmen, aber das geht nicht so nahtlos. Und einige Dinge entwickeln sich dann doch erst an dem Abend.

Was kommt nach dem Altherrensommer?

Derzeit arbeite ich mit Olli Welke an einem Buch über deutsche Helden. Der Titel steht schon fest: „Frank Brske macht Urlaub auf Krk“ wird nächstes Jahr im Januar erscheinen und eigentlich hätten wir das Manuskript schon letzte Woche abgegeben haben sollten müssten tun. Ansonsten mache ich das Übliche wie Texten fürdie  heute-show.
Dazu bin ich in vierzehn Tagen mit Oliver Kalkofe in Berlin zu sehen. Als Arschkrampen feiern wir ein Jubiläum im Planetarium.Vor zwei Jahren waren wir schon einmal dort. Der Ort ist schon schwer zu bespielen, mit einer  trockenen Akustik, ganz ohne Fenster und einer Atmosphäre wie im Atombunker. Passend zum Ort heißt unser neues Programm Arschkrampen im Weltall“. Außerdem läuft in Kooperation mit dem Frühstyxradio seit letzter Woche unsere neue Serie „Der Sturm auf das Leineschloss“, jeden Donnerstag um 8 nach 8 bei radio ffn, 21 Folgen bis zur Landtagswahl im nächsten Jahr.

Also eine Fortsetzung der „Nebel von Scandalon“ und des „Grafen von Bederkesa“?

Ja, es ist wieder ein Abgesang auf eine niedersächsische Landesregierung. Diesmal geht es darum, ob der einsame David McTornister dem Angriff des Grafen Weil von Warum und Wozu standhalten kann. Es geht darum ob, die Maschsee-Connection nach dem Abschluss des grauen Wulffs noch funktioniert und es geht um das sensationelle Enthüllungsbuch von Bettina Wulff.

Warum behaupten Sie, das Niedersachsen neben Usbekistan der härteste Witzemarkt der Welt ist?

Hier gibt es so vielen sehr gute Leute, deshalb sind die Ansprüche so hoch. Aber wir kämpfen natürlich auch immer gegen die Selbstgefälligkeit. Schauen Sie, die Franken, die laufen mit Scheuklappen durch die Gegend, da kann es keinen guten Humor geben. Für einen Franken oder auch für einen Schwaben ist Ironiefähigkeit ein Wort, das er nicht versteht. In Niedersachsen ist das anders und deswegen gibt es hier auch so einen feinen Humor.

Aber Sie reden von Humor, nicht von Comedy. Wo ist dort der Unterschied?

Comedy ist ein ekliger Ausdruck, der klingt nach allem möglichen, nur nicht nach Fachkraft. Nachdem das Privatfernsehen uns damit verseucht hat, machen die öffentlich-rechtlichen Sender den Unsinn nach. Aber Gott sei Dank geht der Trend zurück?

Herr Wischmeyer, folgende Situation: wir beide stehen zusammen an der Theke. Welchen Witz erzählen Sie mir?

Also, ich erzähle keine Witze, auch weil ich mir keine Witze merken kann. Außerdem kommt wirklich guter Humor aus der Situation heraus, da entstehen die besten Lacher. Trotzdem bewundere ich Leute, die gute Witze erzählen können. Das ist allemal besser als die neuesten Abenteuergeschichten aus dem Autofahrerland. Nach dem Motto“dann hat es da geblitzt und dann habe ich das und dies“. Das ist so ermüdend.
Überhaupt werden die besten Witze oft im Kindergarten erzählt. Deshalb den hier: Geht 'ne Schlange die Treppe hoch, oben stellt sie fest, dass sie gar keine Beine hat, also geht sie wieder runter. Oder den hier: Gehen zwei Streichhölzer die Straße entlang, treffen sie auf einen Igel, sagt das einen Streichholz „Wenn ich gewusst hätte, dass hier ein Bus fährt ...“. Ja, die muss man erst wirken lassen.

Herr Wischmeyer, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Das Gespräch fand im September  2012 statt. Mittlerweile hat Wischmeyer seine Drohungen wahr gemacht. "Frank Brske macht Urlaub auf Krk"  ist im Januar bei Rowohlt erschienen und das Frühstyxradio feiert 25. Geburtstag.

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