Dienstag, 22. Januar 2013

Fischer: Das Misstrauen den Institutionen gegenüber

Das Misstrauen den Institutionen gegenüber


Oberbayer Ottfried Fischer im Interview über den Willen des Herrn und die Zusammenarbeit mit Nordlichtern


Im Mai 2012 zeigte die ARD „Ausgegeigt“, die 21.Folge aus der Serie „Pfarrer Braun“. Als die Agentur von Ottfried Fischer das Angebot herum schickte, mit dem Darsteller ein Interview zu führen, sagte ich spontan ja. Diese Gelegenheit hat man nicht immer. Im Vorfeld wurde ebenso deutlich gemacht: Darüber und darüber reden wir nicht! Das Gespräch fand im Mai 2012 statt.

Ottfried Fischer spielt den Pfarrer Braun nur. Foto: ARD
Herr Fischer,seit 10 Jahren spielen Sie den Pfarrer Braun. Wie lange werden Sie noch im Auftrage des Herrn unterwegs sein.

Das ist ein sehr gute Frage, die ich so nicht beantworten kann. Der Pfarrer ist eine ausgesprochen erfolgreiche Serie, aber eben von der Quote abhängig. Doch solange die Quote stimmt, wird es den Pfarrer Braun auch weiterhin geben. Das ist ja auch einer der Gründe, warum wir miteinander reden.

In der neuen Folge „Ausgegeigt“ müssen Sie zum ersten Mal ohne Hansi Jochmann auskommen. Wie kommt der Pfarrer Braun ohne seine Haushälterin aus?

Das ist jammerschade, aber die Roßhauptnerin hatte einen Bandscheibenvorfall. Bisher war es eine gelungene Besetzung, die von Widersprüchen,Spannungen und von Klischees lebt. Aber mit Gundi Ellert haben wir eine Besetzung gefunden, die die Rolle der Haushälterin anders ausfüllt, mit Bezügen zum Volkstheater.

Wo wir gerade bei den Klischees sind, wie kommt ein bekennender Bayer mit dem ausgewiesenen Nordlicht Peter Heinrich Brix aus?

Sensationell gut. Wir haben eine fantastische Zusammenarbeit, vielleicht weil wir einen ähnlichen Lebensweg haben und beide in der Landwirtschaft zu Hause sind. Peter Heinrich Brix ist ein sehr gewissenhafter Mensch, mit dem man viele Dinge besprechen kann und die wir dann auch so umsetzen, wie besprochen. Das schätze ich an ihm und deswegen haben wir eine tiefe Bekanntschaft entwickelt.

Der Bulle von Tölz, der Pfundskerl und der Pfarrer Braun: Herr Fischer haben sie ein Faible für die Verbrecherjagd?


Nein überhaupt nicht, ich kann nicht ständig Leute verdächtigen. Ich habe mal den echten Bullen von Tölz kennengelernt und der sagte, dass für ihn grundsätzlich alle Mensch verdächtig sind, außer ihm selbst natürlich. Das ist überhaupt nicht meine Art. Ich verdächtige grundsätzlich niemanden. Ganz im Gegenteil, ich suche immer nach Entschuldigungen und Erklärungen für meine Mitmenschen.

Dann gibt es also keine Parallelen zwischen ihnen und den Pfarrer Braun?

Doch, es gibt zwei Parallelen. Da ist zum einen die Korpulenz. Pfarrer Braun reagiert wie ein korpulenter Mensch reagiert.Hier gibt es auch eine Zusammenhang zum Bullen von Tölz. Für beide steht die Gerechtigkeit über dem Recht. Die zweite Gemeinsamkeit von mir und Pfarrer Braun ist das Misstrauen den Institutionen gegenüber. Für Pfarrer Braun steht der Wille Jesu über den Vorschriften der Amtskirche. Ähnlich geht es mir mit der Expansion der Ämter. Hier ist Vorsicht nötig, denn von Amtswegen wird es keine Gerechtigkeit geben. Deshalb müssen wir Kabarettisten. auch unsere Form der Kontrolle ausüben.
Was mich und den Pfarrer Braun trennt? Ich bin eindeutig kein gläubiger Mensch.

Wieweit haben Sie dann Einfluss auf die Rolle?

Bisher konnte ich alle meine Dialoge selbst schreiben. In der neuen Folge „Ausgegeigt“ waren die Vorgaben durch die Degeto andere, zudem hatten wir ein neues Team. Mir macht es Spaß, eine Rolle im Spiel zu erarbeiten. Beim Rohschnitt konnte ich dann mit meinen Änderungswünschen überzeugen. Zum Ende der Dreharbeiten waren wir fast schon wieder beim alten Zustand.

Das Thema Kabarett hatten Sie schon angeschnitten. Werden wir Sie zukünftig wieder öfter auf den Brettern sehen.

Natürlich, ich habe sogar vor, mich wieder stärker dem Kabarett zu widmen. Ich bin ein relativ politischer Mensch. Momentan habe ich zwei Programme. Mit „Wo meine Sonne scheint“ bin ich gerade unterwegs und dann habe ich kürzlich beim Auftritt in Ingolstadt so etwas wie mein eigenes „Best of“-Programm entwickelt. Und außerdem habe ich noch ein Programm in Vorbereitung. Das wird „Otti und die Heimatlosen“ heißen, dabei arbeitet ich mit exzellenten Musikern aus München zusammen. Zudem schreibe ich gerade meinen ersten Roman, der im nächsten Herbst erscheinen soll.

Haben Sie dafür auch schon einen Titel?

Ja, der Titel ist „Im Panoptikum des Souverans - Berichte aus meinem Roman“. Er handelt vom München der 80er Jahren und meinen unverdauten Enthüllungen. Ich gehe davon aus, dass es im nächsten Herbst zu einigen Aha-Momenten kommen wird, aber die Form lasse ich mir nicht vorschreiben. Denn ich bin schon der Zukunft voraus, 900 Jahre nach Vereinigung von CSU, FDP und Piratenpartei. Die einen haben keine Leute, die anderen keine Politik und damit ist die Lage ausschöpfend beschrieben.

Herr Fischer, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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